Kann der Arbeitgeber die Pfändung verweigern?

Gefragt von: Ingrid Hauser
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Für Sie als Arbeitgeber beginnt die Lohnpfändung mit der Zustellung des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses. Damit werden Sie zum Drittschuldner. Dagegen können Sie sich nur wehren, wenn Form- und Zustellungsmängel vorliegen oder die Pfändungsschutzvorschriften nicht beachtet wurden.

Kann Arbeitgeber kündigen wegen Pfändung?

Die Möglichkeit einer ordentlichen Kündigung besteht nur, sofern im Einzelfall eine große Anzahl an Lohnpfändungen einen derartig hohen Kostenaufwand entstehen lassen, so dass dies nach einer objektiven Betrachtung zu wesentlichen Störungen im Arbeits- oder Betriebsablauf führt.

Wie läuft eine Pfändung beim Arbeitgeber ab?

Gläubiger können das Einkommen ihrer Schuldner direkt beim Arbeitgeber pfänden. Mit Zustellung des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses an den Arbeitgeber darf dieser nicht mehr den vollen Lohn auszahlen. Der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin bekommt nur noch den Pfändungsfreibetrag ausgezahlt.

Wie reagiert Arbeitgeber auf Lohnpfändung?

Der Informationspflicht nach der Pfändung nachkommen

Auf Nachfrage des Gläubigers ist ein Arbeitgeber nach einer Pfändung dazu verpflichtet darüber zu informieren, ob und inwieweit die Forderung als begründet anerkannt wird und man bereit ist die Zahlung zu leisten.

Wer entscheidet über Pfändung?

Der Gerichtsvollzieher stellt den Pfändung- und Überweisungsbeschluss für die Kontopfändung bei der Bank zu, wenn der Gläubiger dies beantragt. Die Bank informiert ihren Schuldner von der Kontopfändung, nachdem sie den Beschluss erhalten hat.

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Wie viel vom Gehalt darf gepfändet werden?

Wie hoch ist der Pfändungsfreibetrag/die Pfändungsfreigrenze? Der unpfändbare Grundbetrag (Pfändungsfreigrenze) beträgt bis zum 30. Juni 2023 monatlich 1.330,16 Euro. Die Beträge beziehen sich auf das Nettoeinkommen der betroffenen Person.

Wie lange dauert es bis der Lohn gepfändet wird?

Normalerweise läuft eine Lohnpfändung so lange, bis sämtliche Schulden getilgt sind. Das Gesetz sieht keine ausdrückliche Möglichkeit vor, eine einmal begonnene Lohnpfändung aufheben bzw. ruhend stellen zu lassen. Allerdings gilt in der Zwangsvollstreckung die Dispositionsmaxime.

Ist eine Pfändung ein Kündigungsgrund?

Zuerst die guten Nachrichten: Man darf Ihnen nicht alles wegnehmen. Und eine Lohnpfändung ist kein Kündigungsgrund. Das Wichtigste in Kürze: Nicht alles darf gepfändet werden – zum Beispiel Gefahren- und Schmutzzulagen, Urlaubsgeld in üblicher Höhe oder Spesen.

Wann erfährt Arbeitgeber von Pfändung?

Sofern jedoch nur eine Kontopfändung veranlasst worden ist, erfährt der Arbeitgeber nichts von der Pfändung. Es ist ihm auch nicht möglich, darüber Einsicht zu verlangen. Daher ist bei der Frage, ob der Arbeitgeber von der Kontopfändung erfahren kann immer der Pfändungs- und Überweisungsbeschluss zu prüfen.

Wird der Arbeitgeber über eine Pfändung informiert?

Im Rahmen einer Lohn- und Gehaltspfändung wird der Arbeitgeber über den Pfändungsbeschluss informiert. Er schaut dann in die Lohnpfändungstabelle und darf nur einen bestimmten Teil des Lohns auszahlen. In der Lohnpfändungstabelle ist die Höhe des unpfändbaren Anteils des Gehalts genau geregelt.

Wer hilft bei Lohnpfändung?

Der Arbeitgeber ist zur Mitwirkung gesetzlich verpflichtet und muss den pfändbaren Anteil des Lohns an den Gläubiger abführen. In dieser Situation ist es ratsam, sich an eine Schuldnerberatung zur Unterstützung zu wenden.

Was passiert mit Pfändung bei Kündigung?

Mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses wird die Pfändung gegenstandslos. Zu empfehlen ist ein kurzer Hinweis des Arbeitgebers an den bzw. die Gläubiger. Diese Mitteilung sollte sich auf die Tatsache des Ausscheidens beschränken.

Wird eine Pfändung automatisch bezahlt?

Folgen einer Pfändung

Es gibt keinen automatischen Schutz Ihres Existenzminiums, auch nicht eventueller Sozialleistungen. Somit wird das gesamte Girokontoguthaben gesperrt. Auszahlungen sind nur noch möglich, wenn Ihr Girokonto mehr Guthaben als der gepfändete Betrag ausweist.

Was bedeutet Pfändung beim Arbeitgeber?

Definition Lohnpfändung

Die Lohnpfändung ist in der Zivilprozessordnung (ZPO) geregelt und stellt eine Zwangsvollstreckung dar. Dabei werden die pfändbaren Teile des Arbeitslohns vom Arbeitgeber einbehalten und direkt an einen oder mehrere Schuldner der Arbeitnehmenden ausbezahlt.

Welche Folgen hat eine Lohnpfändung?

Die Pfändung erfasst den Nettolohn, sodass der Arbeitgeber verpflichtet bleibt, Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeiträge vom gesamten Arbeitseinkommen abzuführen. Für den Arbeitgeber besteht keine Pflicht zur Aufklärung des Arbeitnehmers über vollstreckungsrechtliche Rechtsbehelfe.

Welche Zahlungen vom Arbeitgeber sind nicht pfändbar?

Aufwandsentschädigungen, Auslösungsgelder, Schmutz- und Erschwerniszulagen (§ 850a Nr. 3 ZPO): Unpfändbar sind Aufwandsentschädigungen, Auslösungsgelder und sonstige soziale Zulagen für auswärtige Beschäftigungen, das Entgelt für selbst gestelltes Arbeitsmaterial, Gefahrenzulage sowie Schmutz- und Erschwerniszulagen.

Wie lange vorher muss eine Kontopfändung angekündigt werden?

Zustellung des Vollstreckungsbescheides ist zwingend

Dem Schuldner wird die bevorstehende Pfändung spätestens durch die Zustellung eines Vollstreckungsbescheides angekündigt. Ab diesem Zeitpunkt muss dem Schuldner klar sein, dass eine Kontopfändung demnächst möglich ist.

Woher weiß ein Gläubiger wo ich arbeite?

Fazit. Wenn Sie einer abhängigen Beschäftigung im Inland nachgehen, können Ihre Gläubiger seit der letzten Novelle der Zivilprozessordnung und des SGB X Ihren Arbeitgeber ausfindig machen und Ihren Lohn pfänden.

Wie stoppe ich eine Pfändung?

Die offensichtlichste und zugleich wirkungsvollste Methode, jegliche Pfändung zu beenden, ist das Bezahlen der Schulden. Sobald die Tilgung erfolgt ist, hat der Gläubiger keinen Anspruch mehr auf weitere Zahlungen und das Pfänden wird umgehend eingestellt.

Wann ist die Pfändung unwirksam?

Eine Pfändung ist nur dann nichtig, wenn sie unter einem besonders schweren und bei verständiger Würdigung aller in Betracht kommenden Umstände offenkundigen Fehler leidet.

Wie kann man sich gegen Pfändung wehren?

Die sofortige Beschwerde (§ 793 ZPO) ist gegen Entscheidungen des Vollstreckungsgerichts möglich. Sie ist schriftlich oder zu Protokoll der Geschäftsstelle des Gerichts binnen einer Frist von zwei Wochen ab Zustellung der Entscheidung bei dem Vollstreckungsgericht oder dem Landgericht einzulegen.

Werde ich vor einer Lohnpfändung informiert?

‌1) Wenn eine Lohnpfändung droht, sollte der Arbeitnehmer den Arbeitgeber vorab darüber informieren. Dann erfährt er es nicht erst durch den Gerichtsbescheid und kann sich bereits darauf einstellen.

Wie kommt man aus einer Lohnpfändung wieder raus?

Der Schuldner kann die Erfüllung einer Geldforderung oder ihre Stundung (Moratorium) im Wege der Vollstreckungsgegenklage geltend machen. Das Gericht wird die Zwangsvollstreckung dann für unzulässig erklären. Dann muss das Vollstreckungsgericht den Beschluss zur Pfändung aufheben. Der Fiskus pfändet mein Konto.

Wie lange steht eine Lohnpfändung in der Schufa?

Eine Kontopfändung wirkt sich negativ auf die Bonität aus. Die Pfändung wird der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) gemeldet. Sie stellt einen negativen Schufa-Eintrag dar. Der negative Eintrag wird erst 3 Jahre nach Begleichung der Schuld gelöscht.

Was passiert wenn man zu viel Geld auf einem P-Konto hat?

Das Gehalt für den Monat November geht jedoch planmäßig zum Monatsende auf dem betroffenen P-Konto ein. Somit erfolgt ein zweifacher Geldeingang im November. Da der monatliche Freibetrag überschritten wird, wird der doppelte Zahlungseingang von der Bank eingezogen.