Kann ein bestandskräftiger Bescheid geändert werden?

Gefragt von: Helga Scherer
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Bestandskräftige Steuerbescheide sind nicht mehr offen und können nur noch unter ganz bestimmten Voraussetzungen geändert werden: § 173 Abs. 1 Nr. 1 AO sieht eine Korrekturmöglichkeit für die Finanzbehörden vor, soweit nachträglich Tatsachen oder Beweismittel bekannt werden, die zu einer höheren Steuer führen.

Wann kann ein bestandskräftiger Steuerbescheid geändert werden?

Nur bis zum Ende der Festsetzungsfrist dürfen bestandskräftige Steuerbescheide geändert bzw. Steuerbescheide überhaupt noch verschickt werden. Die Festsetzungsfrist ( Verjährungsfrist ) beträgt gemäß § 169 AO im Normalfall 4 Jahre, bei leichtfertiger Steuerverkürzung 5 und bei Steuerhinterziehung 10 Jahre.

Wann ist ein Bescheid bestandskräftig?

Ein Verwaltungsakt erlangt formelle Bestandskraft, wenn er nicht mehr mit Rechtsbehelfen angefochten werden kann. Formelle Bestandskraft heißt Unanfechtbarkeit.

Wann ist ein Bescheid materiell bestandskräftig?

Mit Ablauf der Festsetzungsfrist (→ Festsetzungsverjährung) werden Steuerbescheide grundsätzlich endgültig materiell bestandskräftig. Eine Aufhebung oder Änderung der Steuerfestsetzung ist gem. § 169 Abs. 1 Satz 1 AO nach Ablauf der Festsetzungsfrist nicht mehr zulässig.

Sind bestandskräftige Steuerbescheide aufgrund von Schreib oder Rechenfehlern des Steuerpflichtigen bei der Erstellung der Steuererklärung noch zu ändern?

Steuerbescheide sind aufzuheben oder zu ändern, soweit dem Steuerpflichtigen bei Erstellung seiner Steuererklärung Schreib- oder Rechenfehler unterlaufen sind und er deshalb der Finanzbehörde bestimmte, nach den Verhältnissen zum Zeitpunkt des Erlasses des Steuerbescheids rechtserhebliche Tatsachen unzutreffend ...

DIE BESTANDSKRAFT | Korrektur von Steuerbescheiden

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Kann das Finanzamt einen Steuerbescheid nachträglich ändern?

Prüfen Sie nach Erhalt Ihres Steuerbescheids, ob alle Angaben richtig sind und ob die Steuerberechnung mit smartsteuer von der Berechnung des Finanzamts abweicht. Sie können Änderungen am Steuerbescheid oder die Aufhebung nur beantragen, solange der Bescheid noch nicht bestandskräftig ist.

Wie kann ein Steuerbescheid geändert werden?

Wenn Sie der Meinung sind, dass das Finanzamt sich verrechnet hat, müssen Sie den Steuerbescheid nicht einfach so hinnehmen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Sie können Einspruch einlegen, oder einen Antrag auf schlichte Änderung stellen. Der Antrag auf schlichte Änderung heißt auf Beamtendeutsch „Änderungsantrag“.

Wann ist ein Bescheid ungültig?

Folgende Fehler führen zu einem ungültigen Bußgeldbescheid: fehlende Rechtsmittelbelehrung oder fehlender Hinweis zur Erzwingungshaft. fehlende Nebenfolgen, wie ein Fahrverbot. falsches Aktenzeichen.

Kann ein Verwaltungsakt geändert werden?

Außerhalb eines Rechtsbehelfsverfahrens kann die Behörde ein abgeschlossenes Verwaltungsverfahren unter den Voraussetzungen des § 51 VwVfG auf Antrag des Betroffenen wieder aufgreifen und den Verwaltungsakt aufheben oder ändern (Wiederaufgreifen des Verfahrens).

Wie lange kann ein Bescheid vorläufig sein?

Die Festsetzungsfrist beträgt vier Jahre. Ausnahme: Bei leichtfertiger Steuerverkürzung beträgt die Festsetzungsfrist fünf Jahre, bei Steuerhinterziehung zehn Jahre.

Wie kann ein Verwaltungsakt trotz Bestandskraft verändert werden?

durch Rücknahme oder Widerruf gem.

Ein rechtswidriger Verwaltungsakt kann – auch nachdem er unanfechtbar geworden ist – ganz oder teilweise mit Wirkung für die Zukunft oder für die Vergangenheit zurückgenommen werden (§ 48 Absatz 1 Satz 1 VwVfG). Insoweit hat die Behörde also ein Ermessen.

Wann kann ein Verwaltungsakt nicht mehr angefochten werden?

Unanfechtbar wird ein VA, wenn er formelle Bestandskraft erhalten hat. Anders ausgedrückt. Formelle Bestandskraft bedeutet Unanfechtbarkeit. Ist das der Fall, kann ein Verwaltungsakt nicht oder nicht mehr mit den ordentlichen Rechtsbehelfen (Widerspruch, Anfechtungsklage) angefochten werden kann.

Was ist der Unterschied zwischen bestandskräftig und rechtskräftig?

Die Begriffe „Bestandskraft“ und „Rechtskraft“ bezeichnen aber im Grunde dasselbe, nämlich, dass gegen die Entscheidung (Bescheid oder Urteil) nicht mehr vorgegangen werden kann und dass sie endgültig und unanfechtbar ist.

Was ist eine offenbare Unrichtigkeit?

»Offenbar« ist eine Unrichtigkeit, wenn sie auf der Hand liegt, also durchschaubar, eindeutig und augenfällig ist. Entscheidend ist, ob der Fehler bei der Offenlegung des Sachverhaltes für jeden unvoreingenommenen Dritten klar und deutlich als offenbare Unrichtigkeit erkennbar ist.

Werden Steuerbescheide nochmal geprüft?

Wurde der Einspruch fristgerecht beim Finanzamt eingelegt, werden alle Angaben Ihrer Steuererklärung nochmals komplett geprüft und die Steuerfestsetzung neu berechnet. Dazu werden Sie in der Regel noch einmal angehört. Das Finanzamt schickt Ihnen dann einen korrigierten Steuerbescheid zu.

Kann man einen Steuerbescheid korrigieren?

Steuerbescheid steht unter Vorbehalt der Nachprüfung

Steht dort sinngemäß "Dieser Steuerbescheid ergeht nach § 164 Abgabenordnung unter dem Vorbehalt der Nachprüfung", kann dieser Bescheid trotz Ablauf der Einspruchsfrist jederzeit noch geändert werden.

Wie kann die Bestandskraft des Verwaltungsakts durchbrochen werden?

Die Möglichkeiten der Durchbrechung eines bestandskräftigen Verwaltungsaktes sind somit abschließend durch die Rücknahme, den Widerruf, die Aufhebung und die Erledigung möglich. Dabei wird unterschieden in rechtmäßige und rechtswidrige, belastende und begünstigende sowie in Verwaltungsakte mit Dauerwirkung.

Wie lange kann ein Bescheid aufgehoben werden?

Rücknahmefrist (§ 48 Abs. 4): 1 Jahr ab Kenntnis der Rechtswidrigkeit und sämtlicher darüber hinaus für die Rücknahme maßgeblicher Umstände (Entscheidungsfrist, nicht Bearbeitungsfrist; BVerwGE 70, 356).

Wie lange kann ein Bescheid zurückgenommen werden?

Die Rücknahmemöglichkeit eines rechtswidrigen Verwaltungsakts ist befristet. Die Behörde kann den Verwaltungsakt nur innerhalb eines Jahres zurücknehmen, nachdem sie von den die Rechtswidrigkeit begründenden Tatsachen Kenntnis erhalten hat.

Ist ein Bescheid bindend?

Mit der Bekanntgabe ist der VA für den Bürger und die Behörde verbindlich. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Behörde den VA aber aufheben (zurücknehmen oder widerrufen) und damit die Bindungswirkung beseitigen.

Können materielle Fehler geheilt werden?

Gleiches gilt, wenn der Verwaltungsakt mangels Bekanntgabe gar nicht wirksam geworden ist. Materielle Fehler werden nicht von § 45 VwVfG erfasst, sondern können nur nach Maßgabe des materiellen Rechts geheilt werden. Eine Ausnahme besteht, wenn das jeweilige Fachrecht eine Heilung nach § 45 VwVfG vorsieht.

Welche Fehler führen zur Nichtigkeit?

Demnach muss ein Verwaltungsakt an einem besonders schwerwiegenden Fehler leiden, um nichtig zu sein. Ein solcher Fehler ist dann anzunehmen, wenn die Verletzung in besonderem Widerspruch zur Rechtsordnung steht. Dazu muss dies bei verständiger Würdigung aller in Betracht kommenden Umstände offensichtlich sein.

Wie oft kann ein Steuerbescheid geändert werden?

Fehler sind menschlich und passieren auch in Finanzämtern. Eine Korrektur darf aber nicht dazu führen, dass Steuerzahler Nachzahlungen leisten müssen. Ein bereits erteilter Bescheid kann nicht ohne Weiteres geändert werden. Das zeigt ein Urteil des Bundesfinanzhofs.

Was tun wenn der Steuerbescheid falsch ist?

Bei Fehlern innerhalb eines Monats Einspruch einlegen
  1. Mit einem kostenlosen schriftlichen Einspruch kannst Du einen Steuerbescheid ändern lassen. ...
  2. Hast Du nur einen punktuellen Änderungswunsch, weil Du etwa einen Beleg vergessen hast, stell lieber einen „Antrag auf Änderung des Steuerbescheids“.

Wann Antrag auf Änderung?

Der Antrag auf schlichte Änderung muss innerhalb der Einspruchsfrist gestellt werden. Vor Ablauf der Einspruchsfrist müssen darüber hinaus dem Finanzamt alle gewünschten Änderungen ganz konkret mitgeteilt werden. Nach Ablauf der Einspruchsfrist können weitere Änderungswünsche nicht mehr berücksichtigt werden.