Wann geht man zum Sozialgericht?

Gefragt von: Andy Singer B.A.
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Die Gerichte der Sozialgerichtsbarkeit entscheiden über öffentlich-rechtliche Streitigkeiten aus folgenden Rechtsgebieten (§ 51 Sozialgerichtsgesetz): Gesetzliche Krankenversicherung. Gesetzliche Rentenversicherung der Arbeiter, Angestellten und Handwerker einschließlich der Alterssicherung der Landwirte.

Wann klagt man beim Sozialgericht?

Wer sich gegen einen Bescheid vom Amt wehren will, muss in der Regel zunächst ein Widerspruchsverfahren durchlaufen. Bleibt dieses erfolglos, kann geklagt werden. Die Klage vor dem Sozialgericht muss innerhalb eines Monats erhoben werden.

Was prüft das Sozialgericht?

Das Sozialgericht muss den Sachverhalt überprüfen. Dabei muss das Gericht auch Umständen nachgehen, die die Klägerin oder der Kläger nicht vorbringen konnte, weil sie nichts von ihnen wusste. Dies ist eine wesentliche Hilfe für die Bürgerinnen und Bürger.

Für welche Fälle ist das Sozialgericht zuständig?

Das Sozialgericht hat über alle Verfahren zu entscheiden, die Leistungen der Sozialhilfe betreffen. Hierzu gehören unter anderem die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, die Hilfe zum Lebensunterhalt und die Hilfe zur Pflege.

Wer trägt die Kosten bei einer Klage beim Sozialgericht?

Wenn beim Sozialgericht Kosten anfallen, ist die Höhe der Gerichtskosten genauso hoch wie z.B. bei den Verwaltungsgerichten. Wer die Gerichtskosten endgültig zu bezahlen hat, entscheidet das Sozialgericht im Urteil. Grundsätzlich trägt der Verlierer des Rechtsstreits die Kosten.

Sozialgerichtsprozess - was muss man wissen? Tipps von Rechtsanwalt Kinder Wurzen

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Kann ich selbst Klage beim Sozialgericht einreichen?

Für das Klageverfahren vor dem Sozialgericht und dem Landessozialgericht brauchen Sie keinen Anwalt. Vor dem Bundessozialgericht hingegen besteht Anwaltszwang. Sie können Ihre Klage also auch selber formulieren und erheben.

Wie stelle ich einen Antrag beim Sozialgericht?

Der Eilantrag kann schriftlich gestellt werden. Es ist auch möglich, ihn beim Sozialgericht "zur Niederschrift" zu stellen. Das heißt, dass man zum Sozialgericht gehen und dort den Antrag persönlich stellen kann. Telefonisch kann der Antrag aber nicht gestellt werden.

Was gehört alles zum Sozialrecht?

Das Sozialrecht ist das Recht der öffentlichen Leistungsverwaltung und wird herkömmlich unterteilt in das Recht der Sozialversicherung, Recht der sozialen Entschädigung und Sozialhilferecht. Als vierte sog. Säule des Sozialrecht hat sich das Recht der sozialen Förderung herausgebildet.

Wie reiche ich eine Klage vor dem Sozialgericht ein?

Sie können die Klage schriftlich beim Sozialgericht einreichen. Also verschicken oder in den Briefkasten des Gerichts werfen. Aber Sie können sie auch mündlich bei der sogenannten Rechtsantragstelle des Sozialgerichts einreichen. Fragen Sie beim Gericht einfach nach, wo die Rechtsantragsstelle ist.

Ist das Sozialgericht ein Zivilgericht?

Die Sozialgerichte arbeiten nach dem Amtsermittlungsgrundsatz und sind dabei, anders als die Zivilgerichte, nicht an den Vortrag der Beteiligten gebunden. Die angefochtene Entscheidung der Behörde wird in vollem Umfange überprüft.

In welchem Fall ist das Sozialgericht nicht zuständig?

Die Sozialgerichte sind nicht zuständig für Streitigkeiten im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, des Unterhaltsvorschusses, der Ausbildungsförderung und des Wohngelds. Zuständig hierfür sind die Verwaltungsgerichte, bei Kindergeldangelegenheiten nach dem Einkommenssteuergesetz die Finanzgerichte.

Wie läuft eine mündliche Verhandlung beim Sozialgericht ab?

Zu Beginn der mündlichen Verhandlung wird der Sachverhalt des Prozesses vorgetragen. Alle Beteiligten erhalten dann Gelegenheit, sich zu äußern. Erfolgt keine Einigung unter den Beteiligten, zieht sich das Gericht zur Beratung zurück. In der Regel wird anschließend ein Urteil verkündet und mündlich kurz begründet.

Was kostet ein Gutachten beim Sozialgericht?

Fachärztliche Gutachten in Sozialrechtsverfahren sind häufig mit hohen Kosten verbunden. Nicht selten wird mit der Beweisanordnung des Gerichts ein Kostenvorschuss von 3.000 bis 5.000 EUR angefordert.

Wie läuft eine Klage ab?

Eine Klage wird erhoben, indem der Kläger bzw. sein Prozessbevollmächtigter eine Klageschrift bei Gericht einreicht. Ab dem Zeitpunkt, in dem die Klage bei Gericht eingegangen ist, ist diese anhängig. Für die Klageerhebung fallen Gerichtskosten an, die der Kläger vorab zu bezahlen hat.

Wie lange dauert es bis zur Klage?

Die durchschnittliche Verfahrensdauer an einem deutschen Amtsgericht liegt bei rund fünf Monaten.

Wie lange dauert ein Eilverfahren am Sozialgericht?

Die maximalen Bearbeitungszeiten von sechs Monaten für Anträge und drei Monaten für Widersprüche sind oftmals zu lang.

Kann eine Klage vom Gericht abgewiesen werden?

Eine Klage wird abgewiesen, wenn sie unzulässig und / oder unbegründet ist. Sie ist unzulässig, wenn eine Prozessvoraussetzung nicht gegeben ist (siehe oben). Es erfolgt sodann ein sogenanntes Prozessurteil.

Kann ich eine Klage beim Sozialgericht wieder zurücknehmen?

Eine Klagerücknahme kann grundsätzlich nicht widerrufen oder wegen Irrtums angefochten werden. [Nicht amtlich veröffentlichte Entscheidung] Der Antrag des Klägers, ihm für das Verfahren der Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision im Urteil des Landessozialgerichts Nordrhein-Westfalen vom 19.

Wer zahlt den Anwalt bei Sozialrecht?

Im Zivilrecht, aber z.B. auch im Sozialrecht gilt das Prinzip, dass der Gegner den Anwalt zahlen muss, wenn man das Verfahren gewinnt. Anders im Familien- oder im Arbeitsrecht: Dort bezahlt grundsätzlich jeder seinen Anwalt selbst – unabhängig vom Gewinnen oder Verlieren.

Ist Sozialrecht kostenlos?

In der Regel belaufen sich die Kosten für eine Beratung bei einem Anwalt für Sozialrecht dann auf um die 190 EUR netto. Da diese Kosten jedoch nicht jeder tragen kann, gibt es für einkommensschwache Personen die Möglichkeit, einen Beratungshilfeschein am zuständigen Gericht zu beantragen.

Wer darf Widerspruch einlegen Sozialrecht?

Die betroffene Person selbst oder ein von ihr Bevollmächtigter kann den Widerspruch schriftlich (formlos, auch per Fax, nicht per Email) oder zur Niederschrift bei der Behörde einlegen. Der Widerspruch muss spätestens einen Monat nach Erhalt des Bescheids bei der Behörde eingegangen sein.

Wer steht über dem Sozialgericht?

Über die Berufung gegen ein Urteil des Sozialgerichts entscheidet das Landessozialgericht. Das Berufungsgericht ist ebenso wie das erstinstanzliche Gericht Tatsachengericht.

Wie lange dauert eine Untätigkeitsklage beim Sozialgericht?

Im Sozialrecht beträgt die Frist grundsätzlich sechs Monate (Ausnahme: Widerspruch), im Verwaltungsrecht ist eine Untätigkeitsklage in der Regel schon nach drei Monaten möglich. Die Fristen können in Einzelfällen auch abweichen, z.B. wenn ein längeres Warten aufgrund besonderer Umstände unzumutbar ist.

Kann Sozialgericht nach Aktenlage entscheiden?

Das Gericht kann, sofern in der Ladung auf diese Möglichkeit hingewiesen worden ist, nach Lage der Akten entscheiden, wenn in einem Termin keiner der Beteiligten erscheint oder beim Ausbleiben von Beteiligten die erschienenen Beteiligten es beantragen.

Ist Sozialgericht öffentlich?

Die Verhandlungen finden in der Regel vormittags statt und sind grundsätzlich öffentlich.