Wann ist ein Steuerbescheid materiell bestandskräftig?

Gefragt von: Ibrahim Müller
sternezahl: 4.1/5 (18 sternebewertungen)

Mit Ablauf der Festsetzungsfrist (→ Festsetzungsverjährung) werden Steuerbescheide grundsätzlich endgültig materiell bestandskräftig. Eine Aufhebung oder Änderung der Steuerfestsetzung ist gem. § 169 Abs. 1 Satz 1 AO nach Ablauf der Festsetzungsfrist nicht mehr zulässig.

Wann wird der Steuerbescheid bestandskräftig?

Ihr Steuerbescheid ist noch nicht bestandskräftig, wenn die Einspruchsfrist von einem Monat noch nicht verstrichen ist, er unter dem Vorbehalt der Nachprüfung gemäß § 164 AO steht oder er gemäß § 165 AO vorläufig ist. Liegen diese Fälle nicht vor, ist der Steuerbescheid bestandskräftig.

Wann ist ein Verwaltungsakt materiell bestandskräftig?

Der Verwaltungsakt erlangt materielle Bestandskraft, wenn er wirksam wird. Nach §§ 41, 43 VwVfG wird ein Verwaltungsakt durch Bekanntgabe wirksam.

Wann ist etwas bestandskräftig?

Ist die Einspruchsfrist abgelaufen, tritt für den steuerlichen Verwaltungsakt die formelle Bestandskraft ein. Gleiches gilt, wenn der Einspruch zurückgenommen wurde oder wenn ein Verzicht auf den Einspruch ausgesprochen wird. Hiermit ist der Verwaltungsakt unanfechtbar geworden.

Was ist materielle Bestandskraft?

Materielle Bestandskraft bedeutet die Verbindlichkeit eines Verwaltungsaktes (vgl. AEAO vor §§ 172–177 Nr. 1). Zumeist treten beide Formen der Bestandskraft bei einem Steuerverwaltungsakt gleichzeitig ein.

DIE BESTANDSKRAFT | Korrektur von Steuerbescheiden

29 verwandte Fragen gefunden

Wann ist ein einkommensteuerbescheid unanfechtbar?

61Eine Steuerfestsetzung ist unanfechtbar, wenn auf die Einlegung eines Rechtsbehelfs wirksam verzichtet oder ein Rechtsbehelf wirksam zurückgenommen worden ist, wenn die Rechtsbehelfsfrist ohne Einlegung eines förmlichen Rechtsbehelfs abgelaufen oder wenn gegen den Verwaltungsakt oder die gerichtliche Entscheidung ...

Was sind materielle Fehler Verwaltungsakt?

Die formelle Rechtswidrigkeit liegt vor, wenn der betreffende Verwaltungsakt gegen das vorgeschriebene Verfahren, die vorgeschriebene Form oder gegen eine Zuständigkeitsregel verstößt. Eine materielle Rechtswidrigkeit liegt vor, wenn ein Verwaltungsakt gegen eine Vorschrift des materiellen Rechts verstößt.

Kann ein bestandskräftiger Bescheid aufgehoben werden?

Ist ein Verwaltungsakt bestandskräftig, so bedarf seine nachträgliche Aufhebung oder Änderung besonderer Rechtfertigung und damit besonderer gesetzlicher Regelung. Dies ist das Thema der §§ 48 - 52 VwVfG. Diese Normen stellen Durchbrechungen der Bestandskraft des Verwaltungsakts dar.

Was ist der Unterschied zwischen bestandskräftig und rechtskräftig?

Die Begriffe „Bestandskraft“ und „Rechtskraft“ bezeichnen aber im Grunde dasselbe, nämlich, dass gegen die Entscheidung (Bescheid oder Urteil) nicht mehr vorgegangen werden kann und dass sie endgültig und unanfechtbar ist.

Wie lange kann ein Bescheid widerrufen werden?

Die Rücknahme ist ab dem Zeitpunkt der Kenntnisnahme der Tatsachen, die die Rücknahme rechtfertigen, binnen einer Jahresfrist zulässig. Die Rücknahmefrist gilt bei allen begünstigenden Verwaltungsakten, sofern der Verwaltungsakt nicht nach § 48 II 3 Nr. 1 VwVfG – insbesondere durch arglistiges Handeln – erwirkt wurde.

Wann ist ein VA materiell rechtmäßig?

Das verwaltungsrechtliches Handeln ist materiell rechtmäßig, wenn die Voraussetzungen der Ermächtigungsgrundlage erfüllt sind und keine Ermessensfehler vorliegen. Insoweit ist auch die Verhältnismäßigkeit zu prüfen. Unter Umständen ist außerdem auch die Verfassungsmäßigkeit der Ermächtigungsgrundlage zu überprüfen.

Was bedeutet materiell rechtswidrig?

Materielle Rechtswidrigkeit ist ein Verstoß gegen materielles Recht, z. B. wenn der aufgrund einer Befugnisnorm erlassene Verwaltungsakt nicht den Erfordernissen der Befugnisnorm entspricht und/oder jemanden in subjektiven Rechten verletzt.

Wo prüft man die Nichtigkeit eines va?

Die Nichtigkeit des Verwaltungsaktes ist allgemein (speziellere Normen sind z.B. § 11 BBG und § 8 BRRG) in § 44 VwVfG geregelt. Hier findet sich eine abschließende Aufzählung von Sonderfällen, in denen der Verwaltungsakt stets nichtig ist (absolute Nichtigkeitsgründe; Positivkatalog).

Wann ist ein Steuerbescheid nicht mehr vorläufig?

Die Vorläufigkeit endet erst, wenn beispielsweise die Sachlage über ein Urteil oder eine abgeschlossene Prüfung entschieden wurde. Dann muss das Finanzamt die strittigen Punkte überarbeiten und einen endgültigen Steuerbescheid ausstellen.

Wie lange gilt ein Steuerbescheid als vorläufig?

Im Steuerbescheid werden die Gründe für die Vorläufigkeit aufgeführt. Sobald die Situation geklärt wurde und beispielsweise ein Urteil vorliegt, wird die Vorläufigkeit aufgehoben und die Steuer endgültig festgesetzt.

Werden Steuerbescheide nochmal geprüft?

Wurde der Einspruch fristgerecht beim Finanzamt eingelegt, werden alle Angaben Ihrer Steuererklärung nochmals komplett geprüft und die Steuerfestsetzung neu berechnet. Dazu werden Sie in der Regel noch einmal angehört. Das Finanzamt schickt Ihnen dann einen korrigierten Steuerbescheid zu.

Wann ist ein VA anfechtbar?

Wenn ein VA nicht mehr zurückgenommen oder widerrufen werden kann, ist er materiell bestandskräftig. Hält der Bürger den VA für rechtswidrig kann er ihn anfechten, indem er Widerspruch einlegt oder Anfechtungsklage erhebt.

Wann braucht man eine Rechtsbehelfsbelehrung?

Ein Verwaltungsakt ist mit einer Rechtsbehelfsbelehrung zu versehen, wenn er schriftlich erlassen oder bestätigt wird und der Beteiligte dadurch belastet ist. Das ist der Fall, wenn seinem Antrag nicht in vollem Umfang entsprochen oder in seine Rechtsposition eingegriffen wird.

Wann wird ein Bescheid aufgehoben?

Die Möglichkeit der Behörde, den rechtswidrigen Verwaltungsakt wieder aus der Welt zu schaffen, besteht allerdings nur während einer Frist von einem Jahr. Diese Frist beginnt ab dem Zeitpunkt zu laufen, an dem die Behörde von den Tatsachen Kenntnis erhält, die die Rücknahme rechtfertigen.

Wann kann ein Bescheid nicht mehr geändert werden?

Eine von Ihnen gewünschte Änderung ist ohne Einschränkungen und Hindernisse jederzeit möglich – solange der Vorbehalt besteht. Sie müssen nur die »Festsetzungsfrist« beachten. Nach Ablauf dieser Frist fällt der Vorbehalt der Nachprüfung einfach weg, der Steuerbescheid kann dann nicht mehr korrigiert werden.

Wie lange kann ein Bescheid nach 173 AO geändert werden?

Rechtskräftige Steuerbescheide können nur geändert werden, wenn hierfür nachträglich neue Tatsachen / Beweismittel oder Schreib- oder Rechenfehler bekannt werden (§§ 172 bis 175 AO). Ist die sog. Festsetzungsfrist nach § 169 Abs. 1 AO von vier Jahren abgelaufen, ist eine Änderung des Bescheides nicht mehr möglich.

Können materielle Fehler geheilt werden?

Gleiches gilt, wenn der Verwaltungsakt mangels Bekanntgabe gar nicht wirksam geworden ist. Materielle Fehler werden nicht von § 45 VwVfG erfasst, sondern können nur nach Maßgabe des materiellen Rechts geheilt werden. Eine Ausnahme besteht, wenn das jeweilige Fachrecht eine Heilung nach § 45 VwVfG vorsieht.

Was ist ein materieller Fehler?

Materielle Fehler (oder inhaltliche Fehler) sind z.B. Schreib- oder Rechenfehler, falsche Ablesewerte, falsche Verteilschlüssel oder fehlerhafte Flächenangaben. Materielle Fehler führen nicht automatisch zur Unwirksamkeit bzw. Ungültigkeit der gesamten Abrechnung.

Was gehört zur materiellen Rechtmäßigkeit?

Zur materiellen Rechtmäßigkeit gehören das Vorhandensein einer Ermächtigungsgrundlage und Vorliegen ihrer Tatbestandsmerkmale, hinreichende Bestimmtheit des Verwaltungsakts (§ 37 Abs.

Wie lange kann Finanzamt Steuern zurückfordern?

Die steuerliche Festsetzungsverjährung:

Unter diesem Begriff versteht man den Zeitpunkt, zu welchem das Finanzamt den Steuerbescheid nicht mehr erlassen, ändern oder aufheben kann. Die grundsätzliche Dauer beträgt dabei 4 Jahre, kann sich aber auf bis zu 5 oder 10 Jahre verlängern.