Warum ermittelt der Staat nicht gegen die Kirche?

Gefragt von: Malte Konrad
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Das Kirchenrecht steht nicht über dem Strafrecht. Denn die Staatsanwaltschaften sind grundsätzlich verpflichtet, Anhaltspunkten für Straftaten nachzugehen. Nach den jüngsten Enthüllungen gibt es deshalb auch schon etliche Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München.

Warum wird nicht gegen die Kirche ermittelt?

Kirchliche Verfahren unterscheiden sich auch in anderer Hinsicht stark von weltlichen Gerichtsprozessen. Sie sind nicht öffentlich, das Opfer der mutmaßlichen Straftaten ist nicht der/die Betroffene sexualisierter Gewalt, sondern die Kirche. Betroffene haben nicht das Recht, als Nebenkläger aufzutreten.

Kann ein Priester verurteilt werden?

– Nein. Erfährt die Staatsanwaltschaft von Straftaten wie dem sexuellen Missbrauch von Kindern, muss sie tätig werden. Die Staatsanwaltschaft kann also Zeugen befragen oder Beweise beschlagnahmen. Ommt es zu einem Prozess, können auch Geistliche verurteilt werden.

Warum wurde die Kirche kritisiert?

Oftmals wurde Kirchen-, Religions- oder Ideologiekritik von Kirchen in gesellschaftlich-politischen Machtstellungen als Anlass gesehen um Kritiker (intern wie extern) als Hexen, Ketzer oder Ungläubige zu zensieren, unterdrücken, verfolgen oder anderweitig zu bestrafen.

Hat die Kirche Immunität?

Dabei ist die Rechtslage eindeutig: „Es gibt für die Kirche und ihre Priester keine grundsätzlichen Ausnahmen von der Strafverfolgung wie etwa bei der Immunität von Parlamentariern oder Diplomaten.

Katholische Kirche: Mehr Einmischung vom Staat beim Kampf gegen Missbrauch? Aktuelle Stunde

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Ist die Kirche strafrechtlich geschützt?

Das Kirchenrecht steht nicht über dem Strafrecht. Denn die Staatsanwaltschaften sind grundsätzlich verpflichtet, Anhaltspunkten für Straftaten nachzugehen. Nach den jüngsten Enthüllungen gibt es deshalb auch schon etliche Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München.

Hat die Kirche ein eigenes Rechtssystem?

Kirchliches Selbstbestimmungsrecht ist in Verträgen mit dem Staat festgelegt, da es auf beide Institutionen Einfluss nimmt: auf den Staat und die Religionsgemeinschaft. Grundsätzlich ist darin beschrieben, welche Rechte der Kirche allein zustehen, welche dem Staat und wo sich beide überschneiden, Schnittmengen bilden.

Warum sind so viele Menschen aus der Kirche ausgestiegen?

Laut den Ergebnissen von #NDRfragt sind die Gründe vielfältig: Rund 62 Prozent der Befragten gaben an, dass sie andere Moral- und Gesellschaftsvorstellungen als die Kirche hätten. Für 51 Prozent der Befragten sind die Missbrauchsfälle in der Kirche und deren Umgang damit Grund, die Kirche zu verlassen.

Was sind die Nachteile wenn man aus der Kirche austritt?

Wer einmal das Sakrament der Taufe empfangen hat, muss bei einem Wiedereintritt nicht noch einmal getauft werden. Wenn Sie jedoch aus der Kirche austreten und damit ausdrücken, dass Sie kein Teil der christlichen Glaubensgemeinschaft mehr sein möchten, verlieren Sie auch die Möglichkeit, die Sakramente zu empfangen.

Ist die katholische Kirche eine verbrecherorganisation?

Papst Franziskus hatte vor drei Jahren im süditalienischen Kalabrien gesagt, Mafiosi seien exkommuniziert. Im Gegensatz zum weltlichen Recht vieler Staaten stellt das katholische Kirchenrecht allerdings bislang die Zugehörigkeit zu einer Verbrecherorganisation nicht unter Strafe.

Wer hat das Zölibat erfunden?

Im 12.

Jahrhundert Kirchengesetz. Unter Papst Innozenz II. beschloss man 1139 auf dem zweiten Lateran-Konzil, den Zölibat für christliche Priester auf der ganzen Welt zur Pflicht zu machen. Bestehende Ehen von Geistlichen wurden für ungültig erklärt.

Warum steht Kirchenrecht über Staatsrecht?

Zwischen Staatsrecht und Kirchenrecht gibt es kein Verhältnis der Über- oder Unterordnung in diesem Sinn. Umgekehrt gilt vielmehr: Das staatliche Recht hat das letzte Wort. Das deutsche Religionsverfassungsrecht sieht zwar grundsätzlich ein Nebeneinander beider Rechtsordnungen vor.

Wie viele Priester wurden in Deutschland verurteilt?

Demnach gab es zwischen 1945 und 2009 etwa 365 Hinweise auf sexuellen Missbrauch. Insgesamt waren 159 Priester auffällig, 26 wurden verurteilt.

Wie viel Grund besitzt die Kirche?

Die römisch-katholische Kirche sei mit 8250 km² Grundeigentum größter privater Grundbesitzer in Deutschland. Frerk führte im Jahr 2013 neue Berechnungen durch, nach denen sich das Vermögen der katholischen Kirche 2013 auf bis zu 200 Milliarden Euro belief.

Können Bischöfe strafrechtlich verfolgt werden?

Bischöfe werden ausdrücklich rechtlich verpflichtet, Strafgesetze zum Wohle und zum Schutze der Menschen anzuwenden. Bestraft wird deshalb künftig auch, wer eine Anzeige im Bereich des sexuellen Missbrauchs nicht weitergibt, obwohl ihn das kirchliche Recht dazu verpflichtet hätte.

Wird man durch Kirchenaustritt konfessionslos?

Bin ich durch einen Kirchenaustritt konfessionslos? Rechtlich gesehen ja. Sofern Sie nicht eine andere Religion annehmen, zählen Sie prinzipiell zu den Konfessionslosen.

Warum sollte man in der Kirche bleiben?

Durch die Kirche können wir den Weg zur Unsterblichkeit und zum ewigen Leben beschreiten, wo wir für immer mit unserem Vater im Himmel und unserer Familie leben können. Durch die Kirche können wir heilige Handlungen empfangen, Bündnisse eingehen und unsere Familie kann für immer aneinander gesiegelt sein.

Warum zahle ich Kirchensteuer obwohl ich nicht in der Kirche bin?

Wer keiner Konfession angehört, muss in Deutschland unter Umständen trotzdem Kirchensteuer zahlen - indirekt über den Ehepartner. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hat diese Regelung jetzt gebilligt. Konfessionslose können weiterhin über ihren Ehepartner an der Kirchensteuer beteiligt werden.

Wie wird man beerdigt wenn man aus der Kirche austritt?

Die Bestattung auf einem kirchlichen Friedhof ist grundsätzlich nur Kirchenmitgliedern vorbehalten. Eine christliche Beerdigung bei Kirchenaustritt kann daher abgelehnt werden. Für diejenigen, die aus der Kirche austreten, stellt das Begräbnis auf einem kommunalen Friedhof eine Alternative dar.

Was passiert mit der Kirchensteuer nach Austritt?

Da auf Grund seines Austritts aus der Kirche im Jahr 2022 für dieses Jahr keine Kirchensteuer festgesetzt wird, wird der Erstattungsbetrag in Höhe von 2 250 € bei der Veranlagung 2022 dem Gesamtbetrag der Einkünfte hinzugerechnet. Für diesen Betrag ist somit Einkommensteuer nachzuzahlen.

Warum gibt es nur in Deutschland Kirchensteuer?

In Europa gibt es allerdings zwischen den Ländern einige Unterschiede in der Finanzierung der Kirchen. Grund dafür sind gesellschaftliche, historische und politische Entwicklungen. In Deutschland etwa hat die Weimarer Reichsverfassung die Kirchensteuer eingeführt, die bis heute üblich ist.

Warum hatte die Kirche so viel Macht?

Die christliche Kirche wurde zunehmend zum politischen Machtfaktor in der mittelalterlichen Ständegesellschaft, hatte etwa auch durch die Klöster und Orden starken Einfluss auf Wissenschaft und Bildung. Bischöfe (Fürstbischöfe) wurden im Deutschen Reich zu einem entscheidenden Machtfaktor etwa bei der Königswahl.

Warum hat die Kirche ihr eigenes Recht?

Viele Religionsgemeinschaften sind sehr alt. Älter als die meisten Staaten. "Daher haben die verschiedenen Religionsgemeinschaften schon vor Jahrhunderten damit begonnen, ihre eigenen Angelegenheiten durch ein eigenes Kirchenrecht beziehungsweise religiöses Recht zu regeln", so Martin Rehak.

Welche Sonderrechte hat die Kirche?

Das Grundgesetz räumt den Kirchen einige Sonderrechte ein, über die kein anderer Arbeitgeber in Deutschland verfügt. Als Religionsgemeinschaften kommt den Kirchen eine verfassungsrechtliche Sonderrolle zu, die ein weitgehendes Selbstbestimmungsrecht mit einschließt.

Welches Recht gilt in der Kirche?

Kirchenrecht ist das selbst gesetzte Recht einer Kirche. In den deutschsprachigen Ländern geht es vor allem um das römisch-katholische und um das evangelische Kirchenrecht. Ein Synonym für das katholische Kirchenrecht ist kanonisches Recht.