Warum mehr Steuern bei Kurzarbeit?

Gefragt von: Enno Wagner-Fricke
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Der Grund: Kurzarbeitergeld ist zwar steuerfrei, unterliegt aber dem so genannten Progressionsvorbehalt und führt so zu einem höheren Steuersatz beim übrigen Einkommen. Für viele Menschen ist das eine weitere unzumutbare Härte - wenn der Gesetzgeber keine Abhilfe schafft.

Warum muss man mehr Steuern zahlen bei Kurzarbeit?

Kurzarbeitergeld ist zwar steuerfrei, aber durch den Progressionsvorbehalt, erhöht es den Steuersatz auf Ihr steuerpflichtiges Einkommen, zum Beispiel Ihr Gehalt. Deshalb kommt es bei Kurzarbeitergeld-Empfängern am Jahresende meist zu einer Steuernachzahlung statt zu einer Erstattung.

Wie viel Steuern muss man bei Kurzarbeit nachzahlen?

Mit dem Kurzarbeitergeld ergibt sich für 2020 eine festzusetzende Einkommensteuer von 2.136 Euro. Da durch den Lohnsteuerabzug lediglich rund 1.835 Euro getilgt wurden, ergibt sich hier eine Steuernachzahlung in Höhe von 301 Euro.

Hat man durch Kurzarbeit steuerliche Nachteile?

Kurzarbeitergeld ist steuerfrei

Sie unterliegen aber dem steuerlichen Progressionsvorbehalt. Das heißt: Die 440 Euro Kurzarbeitergeld aus unserem Rechenbeispiel sind für Sie steuerfrei. Sie erhöhen aber Ihren persönlichen Steuersatz, mit dem Sie Ihr restliches Einkommen versteuern müssen.

Wie wirkt sich das Kurzarbeitergeld auf die Steuer aus?

Klar ist: Wer länger in Kurzarbeit ist, dessen steuerpflichtiges Einkommen ist geringer. Deshalb werden weniger Steuern fällig. Bei längerer Kurzarbeit wird ein größerer Teil des Einkommens durch das steuerfreie Kurzarbeitergeld erzielt. Dadurch bleibt ein größerer Teil des Einkommens steuerfrei.

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Welche Nachteile habe ich bei Kurzarbeit?

Neben dem deutlich erhöhten bürokratischen Aufwand kann auch die Vorfinanzierung des Kurzarbeitergeldes und der Sozialversicherungsbeiträge Löcher in die Unternehmenskasse reißen. Zudem haben die Mitarbeiter in Kurzarbeit weiterhin uneingeschränkten Anspruch auf Urlaub samt dem vollen Arbeitsentgelt.

Was passiert wenn ich Kurzarbeit hatte und keine Steuererklärung mache?

Einkünfte über 450 Euro werden auf Dein Kurzarbeitergeld angerechnet. Wenn die Abgabefrist (31. Juli 2022 für das Steuerjahr 2021) nicht eingehalten wird, kann es zu einem Verspätungszuschlag kommen.

Wie kann man Progressionsvorbehalt umgehen?

Kann ich den Progressionsvorbehalt und die Steuernachzahlung umgehen? Nein, das ist nicht möglich. Denn das jeweilige Institut ist verpflichtet, die Lohnersatz-Zahlungen zu melden. Das Finanzamt weiß also, wann und wie viel Lohnersatz du erhalten hast und dass du eine Steuererklärung abgeben musst.

Wie kann ich eine Steuernachzahlung vermeiden?

Unvorhergesehene Steuernachzahlung vermeiden: 3 einfache Tipps!
  1. Steuernachzahlungen entstehen durch Zeitverzögerung.
  2. Sicherheit für das Finanzamt. ...
  3. Wirkt erst unfair, ...
  4. Tipp #1 Halten Sie Ihre Buchhaltung aktuell.
  5. Tipp #2 Arbeiten Sie mit einem Kontensystem.
  6. Tipp #3 Nutzen Sie die Vorauszahlungsmöglichkeiten.

Was bedeutet Kurzarbeit für die Mitarbeiter?

Kurzarbeitergeld soll Ihren Verdienstausfall zumindest teilweise wieder ausgleichen. Es soll auch Ihren Arbeitsplatz erhalten, wenn die aktuelle Situation Ihres Betriebes Entlassungen notwendig machen würde.

Wie viel wird bei Kurzarbeit abgezogen?

Arbeitnehmer ohne Kinder haben Anspruch auf den allgemeinen Leistungssatz in Höhe 60 Prozent der Nettoeinbußen. Für Arbeitnehmer mit mindestens einem Kind beträgt der erhöhte Leistungssatz 67 Prozent der Nettoeinbußen. Frau Johnens Leistungssatz für das Kurzarbeitergeld beträgt 67 Prozent.

Welche Steuerklasse bei Kurzarbeit?

Wie kann ich Steuernachteile vermeiden? Für die Höhe des Kurzarbeitergeldes spielt die Lohnsteuerklasse eine bedeutende Rolle. Das Kurzarbeitergeld ist für einen Beschäftigten mit Steuerklasse III höher als in der Steuerklasse IV oder V.

Kann man Steuernachzahlungen von der Steuer absetzen?

Kann ich dieses Jahr diesen Betrag irgendwie absetzen? Nein leider nicht. Du musst aber auch künftige Einkommensteuererstattungen nicht versteuern, vielleicht tröstet Dich das. Die Steuernachzahlung kann leider nicht abgesetzt werden.

Warum ist Kurzarbeitergeld steuerfrei?

Kurzarbeitergeld gilt als Lohnersatzleistung. Darum ist es steuerfrei. Jedoch unterliegt es dem Progressionsvorbehalt. Das bedeutet, der allgemeine Steuersatz auf alle Ihre sonstigen, steuerpflichtigen Einkünfte (Ihr Jahresgehalt + eventuelle Nebeneinkünfte) erhöht sich unter Umständen.

Kann man Kurzarbeit von der Steuer absetzen?

Das Kurzarbeitergeld selbst ist steuerfrei. Allerdings gilt es als Einkommen und kann dadurch den Steuersatz erhöhen – auf Finanzsprache sagt man, es „unterliegt dem Progressionsvorbehalt“. Dieser führt in bestimmten Fällen dazu, dass der bezogene Lohn später stärker mit Steuern belastet wird.

Wie hoch ist der Progressionsvorbehalt?

Wie berechnet sich der Progressionsvorbehalt? Die Berechnung des Progressionsvorbehalts ist recht einfach. Haben Sie ein zu versteuerndes Einkommen von 36.000€ im Jahr 2019, dann entfallen auf diese Einkünfte z.B. nach der Lohnsteuertabelle 2019 genau 20% Einkommenssteuer, also 7.200€.

Was bringt am meisten bei der Steuer?

Top 1: Werbungskosten

Der Klassiker schlechthin! Denn hinter diesem Begriff verbirgt sich alles, was Sie an Ausgaben im Zusammenhang mit Ihrer Arbeit haben. Alles, was Sie zahlen, wird von Ihrem Einkommen bei der Steuer abgezogen – und die Steuerbelastung sinkt.

Wann macht es Sinn Steuerklasse 3 und 5?

In Steuerklasse 5 wirst du also voll besteuert, in Steuerklasse 3 bleibt aufgrund der Freibeträge mehr Geld zum Lebensunterhalt. Die Kombination 3/5 kann sinnvoll sein, wenn die Höhe der Einkommen etwa in einem Verhältnis von 60:40 zueinander liegt und der Mehrverdiener sich für Steuerklasse 3 entscheidet.

Wann soll die Steuerklasse 3 und 5 abgeschafft werden?

Gemäß dem Koalitionsvertrag sollen die Steuerklassen III und V (Steuerklassen 3 und 5) abgeschafft werden. Mit aller Wahrscheinlichkeit zum 01. Juli 2023, das sogenannte Ehegattensplitting wird es dann nicht mehr geben. Stattdessen soll das Faktorverfahren in die Steuerklasse IV überführt werden.

Was bedeutet Progressionsvorbehalt bei Kurzarbeitergeld?

Progressionsvorbehalt bezeichnet den Umstand, dass steuerfreie Einkünfte – wie Kurzarbeitergeld – Deinen Steuersatz erhöhen können. Denn sie werden zwar selbst nicht besteuert, aber zur Ermittlung Deines Steuersatzes herangezogen. Die Idee dahinter heißt leistungsgerechte Besteuerung.

Wann muss ich Progressionsvorbehalt zahlen?

Der Progressionsvorbehalt kommt immer dann zum Einsatz, wenn du steuerfreie Einnahmen beziehst. Jedoch sind nicht alle steuerfreien Einnahmen davon betroffen. So müssen zum Beispiel Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) keine Steuererklärung abgeben, da es sich dabei nicht um einen Einkommensersatz handelt.

Wann muss ich Kurzarbeitergeld zurückzahlen?

Wird bei einer Prüfung festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Kurzarbeitergeld ab Januar 2023 nicht (mehr) vorgelegen haben, muss der Arbeitgeber die Kurzarbeitergeldleistungen ggf. zurückzahlen. Außerdem muss er nun die Beitragsberechnung korrigieren.

Wie viel muss ich bei Kurzarbeit arbeiten?

Generell gilt: Der Arbeitsausfall beträgt zwischen zehn und hundert Prozent der üblichen Arbeitszeit und wird je nach Unternehmen individuell geregelt. Im Zweifel kannst Du bei Deinem Vorgesetzten nachfragen, wie viele Stunden Du während der Kurzarbeit arbeiten musst.

Woher weiß ich wie viel Kurzarbeitergeld ich bekommen habe?

Wie viel Kurzarbeitergeld bekomme ich? Sie erhalten als Arbeitnehmer für die ausfallende Arbeitszeit 60 Prozent des dafür eigentlich fälligen Nettolohns. Lebt mindestens ein Kind im Haushalt, beträgt das Kurzarbeitergeld rund 67 Prozent.