Warum wird das Ehegattensplitting abgeschafft?

Gefragt von: Rosmarie Götz-Brandt
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Der Hintergrund der geplanten Abschaffung ist, wie auch in dem Auszug aus dem Koalitionsvertrag von 2021 erkennbar wird, die umstrittene Wirkung und Anreizstruktur, die mit dem Ehegattensplitting verbunden ist.

Wieso Ehegattensplitting abschaffen?

Konkret bedeutet dies: Verheiratete Frauen mit einem Jahreseinkommen von weniger als 40.000 Euro zahlen durchschnittlich doppelt so viele Steuern wie Ehemänner mit gleichem Einkommen. Zweitens würde eine Abschaffung des Ehegattensplittings die Armut in Deutschland reduzieren.

Warum ist Ehegattensplitting schlecht?

Als verfassungswidrig bewertet eine juristische Expertise das Ehegattensplitting. Denn es benachteiligt ganz überwiegend Frauen. Das Steuerrecht ist geschlechtsneutral formuliert, berufstätige Ehefrauen werden formal nicht anders besteuert als ihre berufstätigen Ehemänner.

Warum ist Ehegattensplitting umstritten?

Kernpunkt der Kritik ist die vergleichsweise hohe Besteuerung des Zweitverdienstes innerhalb einer Ehe, welche eine Erwerbstätigkeit und damit eigenständige Existenzsicherung für den/die geringer verdienende(n) EhepartnerIn erschwert.

Wann lohnt sich Ehegattensplitting nicht mehr?

Das Ehegattensplitting bringt meist Steuervorteile: Je größer Eure Einkommensdifferenz und je höher der Steuersatz, umso größer ist der finanzielle Vorteil. Keinen Splittingvorteil gibt es hingegen, wenn beide gleich viel verdienen.

„Adieu“ Ehegattensplitting – Steuerklasse III und V – Ampel-Koalitionsvertrag. StB Stefan Mücke

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Was passiert wenn Ehegattensplitting abgeschafft wird?

Das Ehegattensplitting ist die Besteuerung der Ehe als Erwerbs- und Wirtschaftsgemeinschaft, die vom Bundesverfassungsgericht mehrfach bestätigt worden ist. Eine Abschaffung widerspricht dem Grundgedanken der Verfassung, Ehe und Familie nach Artikel 6 GG zu schützen.

Was ist Ehegattensplitting Nachteile?

Kritik des Ehegattensplittings

Ist die Frau in der Familie als Zweitverdienerin gestellt und verdient unter Umständen weniger als der Ehemann, so wird ihr Verdienst sehr hoch besteuert. Das mindert den Anreiz, erwerbstätig zu sein, enorm und hemmt die Gleichstellung von Frau und Mann.

Wie lange noch Ehegattensplitting?

Bis auf Weiteres können Ehepaare also auch beim Lohnsteuerabzug weiterhin vom Splittingtarif profitieren. Der Hintergrund der geplanten Abschaffung ist, wie auch in dem Auszug aus dem Koalitionsvertrag von 2021 erkennbar wird, die umstrittene Wirkung und Anreizstruktur, die mit dem Ehegattensplitting verbunden ist.

Ist das Ehegattensplitting gerecht?

Diese Diskriminierung der Ehe wurde vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt. Daraufhin hat der Gesetzgeber 1958 das Ehegattensplitting eingeführt. Das Bundesverfassungsgericht hat wiederholt bestätigt, dass das Ehegattensplitting eine sachgerechte Besteuerung der Ehe gewährleistet.

Ist Ehegattensplitting sinnvoll?

Wann lohnt sich das Ehegattensplitting? Je höher der Einkommensunterschied zwischen Eheleuten ist, umso höher sind die steuerlichen Vorteile beim Ehegattensplitting. Am meisten lohnt sich das Splitting, wenn ein Partner oder eine Partnerin gar kein Einkommen hat.

Warum soll es keine Steuerklasse 3 und 5 mehr geben?

Die Abschaffung der Steuerklassen 3 und 5 würde bedeuten, dass jeder Partner nur den Lohnsteueranteil zahlt, den er auch am gemeinsamen Einkommen trägt. Für den Besserverdienenden würde die monatliche Lohnsteuerbelastung steigen und für den Geringerverdienenden sinken.

Wer profitiert von Ehegattensplitting?

Das Ehegattensplitting nützt vor allem Paaren, bei denen einer viel und der andere wenig verdient. Ein Beispiel der Vereinigten Lohnsteuerhilfe: Ein Partner verdient 45.000 Euro im Jahr und müsste 9945 Euro Steuern zahlen. Der andere Partner verdient 15.000 Euro im Jahr und müsste 887 Euro Steuern zahlen.

Soll die Steuerklasse 3 und 5 abgeschafft werden?

Seit einiger Zeit verbreitet sich ein Gerücht in sozialen Medien wie Tiktok und Youtube: Die Steuerklassen III und V sollen zum 1.7.2023 abgeschafft werden, alle Betroffenen bekommen dann Steuerklasse IV mit Faktor zugewiesen. Was ist dran an dem Gerücht? Kurze Antwort: Nichts.

Wie viel spart man durch Ehegattensplitting?

So viel sparen Paare, wenn sie heiraten – ein Beispiel

Der Trauschein bringt den beiden für 2022 eine Steuerersparnis von 1 131 Euro durch den Splittingtarif.

Was kostet den Staat das Ehegattensplitting?

Rund 22 Milliarden Euro kostet das Ehegattensplitting den Staat pro Jahr. In Anspruch genommen wird es zu 90 Prozent in den alten Bundesländern – und dort vor allem von einkommensstarken Familien und Alleinverdiener-Ehen. Bis zu 15.000 Euro im Jahr kann man durch das Splitting sparen.

Was ändert sich beim Ehegattensplitting?

Beim Ehegattensplitting im 4-Faktor-Modell wird der Grundfreibetrag sowie die Vorsorgepauschale hingegen anteilig auf beide Partner verteilt. Somit fällt die monatliche Steuerlast gerechter aus, ohne dass sich an der Höhe der jährlich insgesamt gezahlten Steuer irgendetwas ändert.

Wann werden die Steuerklassen 3 und 5 abgeschafft?

Gemäß dem Koalitionsvertrag sollen die Steuerklassen III und V (Steuerklassen 3 und 5) abgeschafft werden. Mit aller Wahrscheinlichkeit zum 01. Juli 2023, das sogenannte Ehegattensplitting wird es dann nicht mehr geben.

Wann macht Splitting Sinn?

Der Splittingtarif unterstellt, dass jeder Ehepartner das gemeinsame zu versteuernde Einkommen zur Hälfte erwirtschaftet. Dadurch wird ein Teil des zu versteuernden Einkommens vom höher verdienenden Ehepartnerauf den anderen verlagert (gesplittet), sodass es insgesamt zu einem niedrigeren Steuersatz kommt.

Warum werden Verheiratete steuerlich begünstigt?

Heiraten Sie, profitieren Sie vom doppelten Sparerpauschbetrag. Ihre Eheschließung erhöht den Freibetrag Ihres Ehegatten für Schenkungen. Ihre Eheschließung erhöht im Fall des Ablebens eines Partners den Freibetrag des überlebenden Partners für den Nachlass.

Was ändert sich steuerlich ab Juli 2023?

Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

Der steuerliche Grundfreibetrag sorgt dafür, dass das Existenzminimum für alle steuerfrei bleibt. Für 2023 wird er um 561 Euro auf 10.908 Euro angehoben. Für 2024 ist eine weitere Anhebung um 696 Euro auf 11.604 Euro vorgesehen.

Was ist besser Steuerklasse 4 und 4 oder 3 und 5?

Steuerklassenwechsel für Verheiratete. Nach der Heirat ordnet euch das Finanzamt automatisch in die Steuerklasse 4 ein. Diese ist die richtige Wahl, wenn ihr ein fast gleich hohes Einkommen habt. Wenn du und dein*e Partner*in unterschiedlich viel verdient, ist ein Wechsel in die Kombination 3/5 sinnvoll.

Wird die Steuerklasse 5 abgeschafft?

« Zum aktuellen Stand ist weder ein Gesetzesentwurf noch ein Zeitrahmen für weitere Maßnahmen bekannt. Somit bleibt zum aktuellem Stand festzuhalten: Die Steuerklassen III und V werden nicht abgeschafft!

Wie wird die Rente versteuert wenn der Ehepartner noch arbeitet?

Bei der Besteuerung der Rente als Ehepaar profitierst du genauso wie Erwerbstätige vom Grundfreibetrag der Einkommensteuer, der jedem Steuerpflichtigen zusteht. Dieser Betrag ist steuerfrei und wird jedes Jahr angepasst. Diese Steuerfreibeträge gelten im Steuerjahr 2022: 10.347 Euro für Alleinstehende.

Welche Nachteile hat die Steuerklasse 5?

Ein Nachteil der Steuerklasse V scheint zunächst zu sein, dass sie keinen eigenen Grundfreibetrag und keinen eigenen Kinderfreibetrag für Partner*innen mit dieser Lohnsteuerklasse kennt. Allerdings gleichen sich diese Nachteile im Festsetzungsverfahren für die Jahres-Einkommssteuer wieder aus.

Welche Nachteile hat Steuerklasse 3 und 5?

Egal mit welchen Modellen (3/5 oder 4/4) habt ihr keine großen Vor- oder Nachteile. Abgerechnet wird immer erst mit der Einkommensteuererklärung. Durch die Wahl der Steuerklassenkombination habt ihr nur Einfluss auf die Höhe des Lohnsteuerabzugs durch euren Arbeitgeber, Steuern sparen lassen sich damit leider nicht.