Wie kann ich die Scheinselbständigkeit umgehen?

Gefragt von: Anette Ehlers-Göbel
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Klarheit durch die Clearingstelle oder eine Beratung
Auftraggeber haben eine weitere Möglichkeit, um Scheinselbstständigkeit zu umgehen: Sie können sich gemeinsam mit dem Freelancer an die Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung wenden und dort ein Statusfeststellungsverfahren beantragen.

Wie umgehe ich eine Scheinselbständigkeit?

Unternehmen können nur auf einem Weg wirklich auf Nummer Sicher gehen, wenn sie eine Scheinselbständigkeit umgehen möchten. Sie wenden sich an die Clearingstelle der Rentenversicherung. Diese entscheidet über eine abhängige Beschäftigung, nachdem die Beteiligten ihre Einwände vorgebracht haben.

Wann wird auf Scheinselbstständigkeit geprüft?

Die Deutsche Rentenversicherung prüft im Schnitt alle vier Jahre, ob eine Scheinselbstständigkeit vorliegt. Wie kann das Risiko minimiert werden? Freelancer können sich von einem Anwalt, einem Steuerberater sowie der Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung beraten lassen.

Wann ist man nicht Scheinselbstständig?

Man ist auf Dauer nur für einen Auftraggeber tätig. Man tritt nicht selbst unternehmerisch nach außen auf (keine Werbung nach außen, keine Buchführung). Man ist weisungsgebunden, hat einen festen Arbeitsplatz und feste Arbeitszeiten. Mehr als 5/6 Ihrer Einnahmen kommen von einem Auftraggeber.

Wer wird bei Scheinselbständigkeit bestraft?

Wer als Arbeitgeber der Einzugsstelle Arbeitnehmerbeiträge zu Sozialversicherung vorenthält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe bestraft. Erste Voraussetzung der Strafbarkeit ist demnach, dass ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis vorliegt.

5 Tipps für die Selbstständigkeit ohne Scheinselbständigkeit!

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Wie fliegt Scheinselbständigkeit auf?

Kriterien der Scheinselbstständigkeit – Checkliste

Fremdbestimmtheit und Weisungsgebundenheit des Auftragnehmers. Fest zugewiesener Arbeitsplatz und feste Arbeitszeiten. Tätigkeit ist von Dauer und beschränkt sich im Wesentlichen auf nur einen Auftraggeber.

Wer prüft die Scheinselbständigkeit?

Hat ein Selbstständiger den begründeten Verdacht, dass er durch die Rahmenbedingungen eines Auftraggebers Gefahr läuft, als scheinselbstständig eingestuft zu werden, kann er bei der Deutschen Rentenversicherung eine freiwillige Prüfung auf Scheinselbstständigkeit beantragen.

Wie hoch ist die Strafe bei Scheinselbständigkeit?

Beitragsnachforderungen sind bei einer Scheinselbstständigkeit sichere Strafen. Bis zu fünf Jahre rückwirkend können die Beiträge zur Sozialversicherung angefordert werden. Bei Vorsätzlichkeit kann der Zeitraum sogar bis zu 30 Jahre betragen. Hinzu kommen Säumniszuschläge in Höhe von 1 Prozent pro Monat.

Welche Kriterien bestehen für die Scheinselbständigkeit?

Auch der Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV) würde im Verdachtsfall eine individuelle Prüfung vornehmen.
  • Sie arbeiten alleine und beschäftigen keine Mitarbeiter. ( ...
  • Sie sind regelmäßig oder über lange Zeit für nur einen Auftraggeber tätig.
  • 85 % Ihrer gesamten Umsätze werden durch einen Auftraggeber generiert.

Wann besteht die Gefahr der Scheinselbständigkeit?

Nach außen bzw. vertraglich tritt er als Selbstständiger auf, wenn er jedoch nicht im eigenen Namen und mit eigener unternehmerischer Verantwortung handelt, so liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Scheinselbstständigkeit vor.

Wer zahlt nach bei Scheinselbststaendigen?

Die Lohnsteuer wird zwar vom Arbeitnehmer gefordert (gemäß § 38 II S. 1 EStG), Arbeitgeber haften (gemäß § 42 d I Nr. 1 EStG) aber auch im Fall einer Scheinselbstständigkeit dafür, dass die Steuer einbehalten und abgeführt wird. Auftragnehmer und Auftraggeber werden also zu Gesamtschuldnern.

Wann ist Scheinselbständigkeit verjährt?

"Ansprüche auf Beiträge verjähren in vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in dem sie fällig geworden sind.

Wie prüft man Scheinselbstständigkeit?

Scheinselbstständigkeit Kriterien

… sie keine versicherungspflichtigen Arbeitnehmer regelmäßig beschäftigt, dessen Arbeitsentgelt >als 400 Euro pro Monat beträgt. … sie auf der Dauer und im Wesentlichen nur für einen Auftraggeber tätig ist (5/6-Regelung).

Was passiert wenn man Scheinselbständig ist?

Wenn eine vorsätzliche Scheinselbstständigkeit angenommen wird, steigt die Verjährungsfrist allerdings auf zehn Jahre und es handelt sich um eine Straftat. Die erhobene Umsatzsteuer und damit auch die Vorsteuer sind nicht mehr gültig und es muss eine Rückabwicklung erfolgen.

Kann man sich strafbar machen mit Scheinselbstständigkeit?

Scheinselbstständigkeit steht unter Strafe, denn dem Staat entgehen dadurch hohe Einnahmen an Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern. Deshalb wird die Scheinselbstständigkeit mit Geld- und Freiheitsstrafen sowie Nachforderungen geahndet.

Was ist das Problem von Scheinselbständigkeit?

Die Scheinselbstständigkeit kann eine große Gefahr für Gründer sein: Der Status des Freiberuflers wird aberkannt und der Arbeitgeber muss Sozialversicherungsbeiträge rückwirkend zahlen, was in den fünfstelligen Bereich gehen kann.

Was ist die 5 6 Regelung?

Bei der Interpretation des Begriffs „im Wesentlichen“ hat sich die sogenannte 5/6-Regelung durchgesetzt: Sie besagt, dass du nicht mehr als 5/6 deines Umsatzes mit einem einzigen Kunden machen darfst, wenn du nicht unter die Rentenversicherungspflicht fallen möchtest.

Kann ich mich nebenberuflich selbstständig machen?

Wenn Sie nebenberuflich selbstständig sind und folgende Kriterien zutreffen, könnten Sie scheinselbstständig sein: Sie arbeiten nur für einen Auftraggeber. Sie arbeiten für Ihren eigentlichen Arbeitgeber und führen die gleichen Aufgaben wie im Hauptjob aus. Fünf Sechstel Ihres Umsatzes stammen von einem Auftraggeber.

Wie viele Kunden muss man als Selbstständiger haben?

Kombination. Für die meisten Selbstständigen und Freelancer bietet es sich an, eine Kombinations-Strategie zu fahren. Das bedeutet, dass man 2-3 große Kunden hat und ein paar mehr kleine. Dabei sollte man darauf achten, dass kein Kunde für mehr als 1/3 der eigenen Einnahmen verantwortlich ist.

Wie viel sollte man sich als selbstständiger auszahlen?

Grundsätzlich gilt: deine Einnahmen müssen höher als deine Ausgaben sein. Du legst selbst fest, wie viel Lohn du dir monatlich auszahlen willst. Es sollte mindestens gleich hoch sein, wie das Durchschnittseinkommen eines vergleichbaren Arbeitnehmers.

Wie viele Stunden darf ich als Selbstständiger arbeiten?

Arbeitsschutz in Deutschland - Das Arbeitszeitgesetz

Allerdings dürfen 48 Stunden pro Woche in der Regel nicht überschritten werden.

Wie viel Umsatz braucht man als Selbstständiger?

Das bedeutet nach der Faustregel 3.000 bis 5.000 Euro Umsatz pro Monat. Freiberufler*innen sollten durchschnittlich 3.000 bis 5.000 Euro Umsatz pro Monat machen, um davon gut leben zu können.

Wie viel darf ich maximal mit einem nebengewerbe verdienen?

Kleingewerbetreibende, deren Jahresumsatz (= Summe der umsatzsteuerpflichtigen Betriebseinnahmen) 17.500 Euro pro Jahr nicht übersteigt, gelten als Kleinunternehmer. Umsatzsteuer, Gewerbesteuer oder andere Unternehmenssteuern müssen sie nicht zahlen.

Wie viel darf ich nebenberuflich selbständig verdienen?

Das kannst du mit der Einnahmenüberschussrechnung einfach ermitteln. Was du als nebenberuflich Selbstständige:r alles von der Steuer absetzen kannst, erfährst du hier. Außerdem gilt auch wenn du nebenberuflich selbstständig bist der geltende Freibetrag von 9.744€ (Stand 2021).

Wie viel darf man ohne Gewerbe dazuverdienen?

Berufstätige dürfen bis zu 520 Euro monatlich über einen Nebenjob dazuverdienen, ohne Steuern oder Sozialabgaben für die Einkünfte zahlen zu müssen.