Warum ist Wirecard Pleite?

Gefragt von: Annegret Reich B.Sc.
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Im Sommer 2020 meldete das einstige deutsche Börsenwunder Wirecard Insolvenz an. Es handelt sich dabei um den größten Bilanzbetrug der Nachkriegsgeschichte – mit Verbindungen in Politik, zu Geheimdiensten und der organisierten Kriminalität.

Was genau ist bei Wirecard passiert?

Es ist einer der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik: Der Dax-Konzern Wirecard hatte Bilanzen gefälscht und brach im August 2020 zusammen. Das Landgericht München I hat jetzt auf Antrag von Insolvenzverwalter Michael Jaffé die Bilanzen von 2017 und 2018 für nichtig erklärt.

Was hat Wirecard falsch gemacht?

Grundlage der Klage waren die mutmaßlichen Scheinbuchungen, mit denen Wirecard-Manager die Bilanzen um erfundene Milliardenumsätze aufgebläht haben sollen. Der Konzern war 2020 zusammengebrochen, weil 1,9 Milliarden Euro an Barmitteln auf ausländischen Konten fehlten.

Ist Wirecard Pleite?

Die Finanzaufsicht BaFin hatte das Geld nach der Pleite von Wirecard im Jahr 2020 zunächst eingefroren, es aber mittlerweile freigegeben, nachdem bei der Abwicklung der Bank keine wesentlichen weiteren Risiken mehr zu Tage traten.

Wer sind die Geschädigten von Wirecard?

"Menschen, die wenige Hundert Euro in die Aktie investiert haben. Aber auch Menschen, die ihre gesamte Altersvorsorge durch den Wirecard-Betrug verloren haben, es geht hier zum Teil um sechsstellige Beträge", sagt er. "Diese Leben hat Wirecard zerstört."

Zahlungsdienstleister Wirecard meldet Insolvenz an

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Wie viel Geld ging durch Wirecard verloren?

Mehrere Hundert geschädigte Anleger haben sich bereits gemeldet, sie erlitten Verluste zwischen 10 000 und einer Million Euro. "Mein Eindruck ist, dass es sich oft um erfahrene Anleger handelt, nicht wie bei der Telekom-Aktie vor 20 Jahren", sagt Mattil. Auch Karl Bergmeier war Finanzprofi, kein Anlagelaie.

Wer brachte Wirecard zu Fall?

Der Journalist Dan McCrum hat den Skandal aufgedeckt. Er recherchierte gegen alle Widerstände. Zwischenzeitlich landete er selbst im Fokus der Ermittler – und musste nicht nur um seinen Ruf fürchten.

Wer hat Wirecard gekauft?

Die spanische Großbank Santander hat das europäische Kerngeschäft des Zahlungsdienstleisters Wirecard gekauft. Banco Santander werde die Technologieplattform in Europa sowie alle dafür notwendigen Vermögenswerte übernehmen, schrieb Wirecards Insolvenzverwalter Michael Jaffé in einer Pressemitteilung.

Wie hat Wirecard Geld verdient?

Laut einem Bericht des Magazins „Spiegel“ soll das Skandalunternehmen Wirecard seine kompletten Einnahmen fast ausschließlich aus Geschäften mit Porno- und Glückspielanbietern erwirtschaftet haben.

Wer ist bei Wirecard angeklagt?

Im Juni 2020 war der frühere Dax-Konzern Wirecard zusammengebrochen, als bekannt wurde, dass 1,9 Milliarden Euro in der Kasse fehlten. Neben Ex-Vorstand Markus Braun sitzen der Ex-Manager Oliver Bellenhaus und Stephan von Erffa, der ehemalige Chefbuchhalter, auf der Anklagebank.

Welche Produkte hat Wirecard?

Die Wirecard-Leistungen im Überblick
  • Elektronischer Zahlungsverkehr.
  • Softwaretechnologie.
  • Bankprodukte.
  • End-to-end-Solutions basierend aus Internet-Technologien und Bankdienstleistungen.
  • Globales Multi-Channel Gateway für internationale Zahlungsakzeptanzen und Auszahlungen.
  • Betrugsprävention.

Ist Wirecard noch handelbar?

Kein Börsenhandel, kein Freiverkehr

Ein "ordnungsgemäßer Börsenhandel" sei auch im Freiverkehr nicht mehr gewährleistet, so eine Konzernsprecherin. "Aus diesem Grund ist Wirecard mit Ablauf des 15. November 2021 an der Deutschen Börse nicht mehr handelbar."

Wer hat Wirecard geprüft?

Hintergrund zum Wirecard-Skandal

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG wurde von Wirecard mit einer Sonderprüfung beauftragt. Das Ergebnis der KPMG-Untersuchung wurde Ende April 2020 veröffentlicht. Danach konnten nicht alle Daten vollständig ausgewertet und somit die Vorwürfe nicht völlig ausgeräumt werden.

Wer verteidigt Markus Braun?

Alfred Dierlamm (links) verteidigt Ex-Wirecard-Boss Markus Braun. Die Verteidiger des Ex-Firmenchefs starten den Gegenangriff: Braun sei hinters Licht geführt worden.

Wo ist marsalek heute?

Russischer Geheimdienst bot Marsalek zum Verhör an. Der flüchtige Wirecard-Vorstand lebt wohl unter der „Obhut“ des russischen Geheimdienstes FSB in Moskau. Deutsche Behörden sollen davon seit Anfang 2021 gewusst haben, verzichteten aber auf eine Befragung.

Werden Wirecard Aktionäre entschädigt?

Durch die Wirecard-Pleite haben Anleger viel Geld verloren – und machen die Finanzaufsicht mitverantwortlich. Die muss aber keinen Schadensersatz zahlen, entschied nun ein Gericht in zweiter Instanz. Aktionäre von Wirecard haben keinen Anspruch auf Schadensersatz für ihre Kursverluste gegen die Finanzaufsicht Bafin.

Welche Art des bilanzbetrugs hat Wirecard begangen?

Die Staatsanwaltschaft München erklärt, dass Wirecard mindestens seit Ende 2015 Bilanzen gefälscht und Umsätze aufgebläht hat. Sie wirft der ehemaligen Wirecard-Führungsriege nun auch gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor.

Wie viel Geld hat marsalek?

Sein Vorstandsgehalt bei Wirecard lag zuletzt bei jährlichen 2,7 Millionen Euro. Sein Vermögen wird auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Dazu gehörten – anders als beim Vorstandsvorsitzenden Markus Braun – kaum Unternehmensanteile, nur im Februar 2019 kaufte er Wirecard-Aktien für 110.000 Euro.

Wird Jan Marsalek gefunden?

Wirecard-Betrüger Jan Marsalek hat offenbar Zuflucht in Russland gefunden und residiert in einer gesicherten Reichen-Enklave - mit allen Annehmlichkeiten vor Ort. Moskau - Der Wirecard*-Skandal gilt als einer der größten Betrugsfälle der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Was passiert mit den Mitarbeitern von Wirecard?

Der einstige Börsenstar Wirecard ist so gut wie Geschichte. Zwei Monate nach dem Insolvenzantrag hat Insolvenzverwalter Michael Jaffé 730 Mitarbeitern gekündigt - rund die Hälfte der Angestellten in Deutschland. Auch Braun-Nachfolger James Freis muss gehen.

Wie geht es weiter mit Wirecard?

Aufgrund des Bilanzskandals stellte Wirecard Ende Juni 2020 Insolvenzantrag. Am 25. August eröffnete das Amtsgericht München das Insolvenzverfahren über das Vermögen von Wirecard und sechs Tochterunternehmen.

Wie hieß Wirecard früher?

Wirecard-Historie: Gründung und Börsengang (1999 bis 2005)

Oktober 2000: Neuer Markt - Börsengang der 1996 gegründeten InfoGenie AG mit Sitz in Berlin, Anbieter von telefonischen Ratgeber-Hotlines (0190-Telefonnummern).

Wie groß war Wirecard?

Die Marktkapitalisierung von Wirecard lag 2018 bei etwa 16 Mrd. Euro, während die der Deutschen Bank nur etwa 14 Mrd. Euro betrug. Wirecard hatte somit an der Börse einen höheren Wert als das Traditionsunternehmen Deutsche Bank.

Wer ist für Wirecard in den Dax gekommen?

Delivery Hero war im August 2020 für die insolvente Wirecard AG in den Dax gekommen.